
FINANZSTARK, SCHNELL UND KOMPETENT
„WIR ERGREIFEN DIE CHANCEN IN DER KRISE“
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Der Immobilienmarkt ist nach wie vor herausfordernd. Wie agiert die ECE Work & Live in der aktuellen Situation?
Henrie W. Kötter: Wir suchen gezielt nach Projekten, bei denen wir unsere Stärken einbringen können: unsere Finanzkraft, unsere Schnelligkeit als Familienunternehmen und unsere jahrzehntelange Expertise in allen Assetklassen mit eigenen Spezialisten aus allen Bereichen. So können wir sehr flexibel reagieren und Chancen ergreifen, wo sie sich durch die aktuelle Krise ergeben – sei es bei Neubauprojekten, bei der Weiterentwicklung bereits begonnener Projekte oder bei der Konversion von Bestandsimmobilien. Wir fokussieren uns dabei derzeit auf Projekte mit kürzeren Laufzeiten und einem Volumen von etwa 40 bis 100 Mio. Euro.
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Welche Assetklasse haben Sie derzeit besonders im Blick?
Aufgrund der hohen Nachfrage nach Wohnraum halten wir die Assetklasse Wohnen grundsätzlich für sehr attraktiv. Allerdings passen derzeit die Erstellungskosten und die Marktpreise oftmals noch nicht zusammen. Es ist daher eine hohe fachliche Kompetenz in unseren Teams erforderlich, damit wir Projekte auch unter den aktuellen Bedingungen gangbar machen können. Zu unseren spannendsten aktuellen Projekten zählt das TIDE in der Hamburger HafenCity, dessen Bau wir im letzten Jahr gestartet haben. Das Quartier mit hochwertigen Miet- und Eigentumswohnungen, Studierendenwohnheim und dem Digital Art Museum gehört zu den letzten großen Entwicklungen in der HafenCity.
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Was macht der Logistikbereich?
Die Nachfrage nach Logistikimmobilien war und ist besonders resilient. Wir konzentrieren uns auf die Entwicklung moderner Logistikhallen und Industrieparks mittlerer Größe. In Hamburg-Billbrook stellen wir gerade das erste komplett nach unserem ESG-Kodex realisierte Logistikzentrum fertig. In Marl entwickeln wir gemeinsam mit Thalia einen neuen Gewerbe- und Produktionsstandort. Und nahe der Gigafactory von Tesla bei Berlin planen wir auf einem ehemaligen Militärstandort den GreenWorkPark Grünheide.
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In welchen Bereichen sind Sie aktuell noch unterwegs?
Aus unserer Sicht ergeben sich gerade spannende Möglichkeiten, alte innerstädtische Büros in Hotels umzunutzen. In Rom haben wir damit bereits begonnen und in Kopenhagen haben wir jetzt eine weitere entsprechende Immobilie erworben. Für neue Büros, die den aktuellen Anforderungen an moderne Arbeitsformen und an ESG-Kriterien entsprechen, gibt es aber weiterhin eine starke Nachfrage. So ist es uns gelungen, den von uns entwickelten Campus Hamburg frühzeitig vollständig zu vermieten. Und kurz vor dem Abschluss steht auch unser Projekt in der MesseCity Köln, wo unter anderem die Zurich Gruppe und KPMG Großmieter sind. >

Chancen ergreifen, wenn sie sich bieten: Das ist die Stärke der ECE Work & Live. Im Interview spricht Henrie W. Kötter, CEO der ECE Work & Live, über die Potenziale der europäischen Immobilienmärkte, die Konversion von Bestandsimmobilien und die notwendige Deregulierung in Deutschland.

3,5 Mrd. €
BAU- UND PLANUNGSVOLUMEN ECE WORK & LIVE
3.500
HOTELZIMMER REALISIERT UND GEPLANT
10.000
WOHNUNGEN REALISIERT, GEPLANT ODER IM MANAGEMENT
2 Mio. m²
LOGISTIKFLÄCHEN REALISIERT UND GEPLANT

„Grundsätzlich braucht es Mut für einen Neuanfang. Die Politik muss einen Rahmen vorgeben und die Lösungsfindung der Kreativität der Entwickler und Architekten überlassen.“
HENRIE W. KÖTTER
CEO BEI ECE WORK & LIVE
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Welche Potenziale bietet der europäische Immobilienmarkt?
Unser Fokus liegt auf attraktiven, wachstumsstarken europäischen Metropolen wie beispielsweise Rom, Kopenhagen, Warschau oder London, in denen einerseits attraktiver und bezahlbarer Wohnraum knapp ist und die andererseits beliebte Destinationen für Touristen darstellen und somit auch für Hotelentwicklungen interessant sind. Ein weiterer Vorteil ist, dass in vielen europäischen Ländern Bauen günstiger und einfacher ist, weil es weniger bürokratische Hürden gibt. So planen wir etwa eine neue Wohnanlage mit attraktiven Eigentumswohnungen in Rom. Parallel stellen wir gerade unser erstes Logistikzentrum in Polen fertig.
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Was muss sich in Deutschland ändern, um den Wohnungsbau anzukurbeln?
Wir brauchen kurzfristig einen starken Impuls wie zum Beispiel einen zeitlich begrenzten Entfall der Grunderwerbsteuer, eine steuerliche Absetzbarkeit von Zinsen für selbst genutzte Immobilien oder eine Ausweitung der KfW-Kredite, um finanzielle Spielräume zu vergrößern. Mittelfristig müssen wir den sehr deutschen Regulierungswahn beenden und die Planungs- und Genehmigungsprozesse deutlich beschleunigen. So sehr jede einzelne Regelung und jede einzelne Überprüfung Sinn machen mag: In der Summe führen sie derzeit dazu, dass nicht mehr gebaut wird und auf dem Wohnungsmarkt eine gefährliche soziale Schieflage entsteht. Immerhin habe ich den Eindruck, dass das Problem auch von der Bundesregierung grundsätzlich verstanden wurde. Erste Maßnahmen wurden auch bereits umgesetzt. Aber bislang reicht das bei weitem nicht.
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Was ist auf lange Sicht erforderlich?
Grundsätzlich braucht es Mut für einen Neuanfang. Die Politik muss einen Rahmen vorgeben und es der Kreativität der Entwickler und Architekten überlassen, in diesem Rahmen innovative und bestmögliche Lösungen zu finden. Und wir brauchen mehr Vertrauen in die Expertise der Experten: Ein Herzchirurg muss sich doch auch nicht jede Operation vorab genehmigen lassen. Weshalb braucht der Architekt dann stets eine Baugenehmigung, auch wenn er sich voll im Rahmen der geltenden Regelungen bewegt?
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Ein Blick nach vorn: Was passiert in den nächsten Jahren?
Wir haben gelernt, dass Prognosen in dieser sehr dynamischen und teilweise fragilen Welt sehr schwierig sind. Daher stellen wir uns so auf, dass wir gleichzeitig schnell, flexibel und resilient sind, etwa durch die direkte Integration der Architektur- und Projektmanagementleistungen in unsere ECE Work & Live-Gesellschaft im letzten Jahr, aber auch durch die gezielte Zusammenarbeit mit lokalen Partnern. Zur Resilienz zählt aber auch, dass wir dem Thema Nachhaltigkeit eine ganz hohe Bedeutung beimessen. Nicht nur auf dem Papier, sondern sehr konkret von der Standortanalyse über die Errichtung bis hin zu nachhaltigen Nutzungskonzepten. Denn ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit bedingen sich heute zumeist gegenseitig. //